Feuer im Bauch und Zwiebel im Kopf:
Wer schreibt schon acht Bücher gleichzeitig?
Eine Reise durch ein Leben in sieben Tagen
.. eine Woche tun, was ich will (SeptiMus).
Regeln: das Buch soll sieben Kapitel haben
Jedes Kapitel entspricht einem Wochentag
An jedem wird nur an diesem Wochentag geschrieben
weil ein Montag sich anders anfühlt, als ein Sonntag
Somit wird es, wie ein Schichtkuchen geschichtet
thematisch quer durch die Kapitel hinweg
wie ein Spaziergang über ein Trümmerfeld.
Es soll beinhalten: Lyrik & Prosa & Alles!
Bisheriges wird verwendet und inflitriert
kann aber jederzeit auch einzeln gelesen werden
Alles wird Baustein und Futter für das Eine
weil es hungrig ist, weil es sich bewegt
weil es nicht anders geht, weil es lebt
weil es sich gegenseitig beeinflußt.
Was bisher geschah:
Gedichte wurden geschrieben
und Märchen & Essays
und Kurzprosa auch.
.. noch nicht im Handel erhältlich, da gerade daran geschrieben wird - kauf bitte bis dahin die Bücher drumherum, damit ich nicht während des schreibens verhungere.
Charles Lutwidge Dodgson war Dozent für Logik und Mathematik am Christ Church College in Oxford und galt schon zu Lebzeiten als komischer Kauz und trockener, humorloser Dozent. Da er vor Erwachsenen oft stotterte, vor Kindern aber flüssig und spannend zu erzählen verstand, kann man sich gut vorstellen, daß er sich in deren Gegewart wohler fühlte
(ein früher Michael Jackson, sagen manche).
Ich stelle mir vor, wie er seinen Namen Do-do-Dodginson stotterte und ihm das deswegen den Spitznahmen Dodo einbrachte – Der Vogel war zu seiner Zeit, nicht zuletzt durch die aufsehenerregende und stark umstrittene Evolutionstheorie von Charles Darwin, nicht unbekannt.
Zudem war Charles nicht nur Linkshänder, sondern hatte viele weiteren Marotten und kuriose Hobbies, wie etwa die damals erst aufkommende Photographie, die damals zwischen Technik und Magie eingeordnet wurde.
Er liebte Zaubertricks, Rätsel und Schach, aber scheute zumeist den Umgang mit Menschen und blieb bis an sein Lebensende Junggeselle (ein Nerd würde man wohl heute sagen).
Er wurde ebenfalls zum Diakon ordiniert, hat aber nie die Priesterweihe abgelegt und es wurde gemunkelt, daß er sich allein deswegen dagegen entschied, da er von da an hätte keine seiner geliebten Theatervorstellungen mehr besuchen dürfen (da sie zu der Zeit als unschicklich galten). Trotz dieser Vorliebe galt er selber als streng religiös, politisch konservativ, nahezu asketisch in Gebrauch von Alkohol und anderen Rauschmitteln und doch schrieb er als L.C. wohl eines der besten und einflußreichsten humoresken Märchen aller Zeiten und inspirierte damit Generation von Künstler und Teetrinkern aller Couleur.
Über 150 Jahre später,
ruderte ich durch diese Visionen, sowie durch den Winter, Ruderschlag um Ruderschlag auf dem Fluß von L.C.'s Gedanken hinauf, nach dem Vorbild Joseph Conrads Hauptfigur Kurtz, der in seinem Roman Herz der Finsternis den Kongo hinauffuhr, als er noch wild und unerschlossen war.
Ich nahm mir dabei fest vor, alles noch einmal neu zu erleben, obwohl ich das Buch zuvor schon über ein dutzend mal gelesen hatte. Was dieses mal jedoch so einmalig machen sollte, war das Abenteuer, es dabei neu zu schreiben. Es nicht neu zu übersetzen, denn das haben schon viele vor mir getan, sondern es in unsere Zeit über zu setzen.
Denn Alice ist nicht nur ein Kinderbuch, es ist nahezu ein philosophisches Werk und mittlerweile gar ein Forschungsgebiet: es gibt monatlich erscheinende Zeitungen, welche sich ausschließlich mit Alice beschäftigen, Alice Vereine, Alice Gesellschaften, die regelmäßig Kongresse veranstalten und wohl über 50 Übersetzungen, alleine ins Deutsche .. hab ich mit meiner Euphorie etwas übertrieben? Vielleicht, aber ist das überhaupt möglich? Alice hat nicht nur James Joce, Arno Schmidt und Salvadore Dali stark inspiriert und hat die Hippy Bewegung entscheidend geprägt, sondern ist bis heute aktuell geblieben und welches Kinderbuch kann sowas noch von sich behaupten?
Und da kommt auch die kleine Kritik: Im Original ist Alice für heutige Kinder und auch teilweise Erwachsene kaum noch flüssig lesbar. Durch die vielen Anspielungen, Verballhornungen und Verdrehungen von Liedern, Gedichten und Geschichten, die heute nahezu unbekannt oder bereits verschollen sind, ist diese Form eher für Doktorarbeiten als für moderne Unterhaltung geeignet.
Darf man das machen,
obwohl das Original nahezu religiöse Verehrung und Faszination auf der ganzen Welt und in unzähligen Übersetzungen genießt?
Im Zeitalter der Remakes, Reloads und Relaunches und in Anbetracht dessen, daß unzählige Filme, Spiele, Comics und Büchern etc. die Handlung aufgegriffen und genutzt haben, habe ich diesbezüglich kein schlechtes Gewissen und konservative Aliceologen mögen mir vergeben, wenn sie an meiner Version keine Freude haben.
Also nochmal die Frage: Darf man das machen? Nein! - man muß!! Darf man die klassische Version noch lesen? Man darf.
Lost in Translation: Alle Witze, Andeutungen und Beschrei-bungen, die nur Alice Liddel, für die das Buch ja ursprünglich geschrieben wurde, oder für deren näheres Umfeld, oder nur in Oxford, oder im elisabethanischen England, oder nur von Akademikern, hardcore Aliceologen oder Nerds zu verstehen sind, sind beim Schütteln meiner Ausgabe herausgefallen. Alle akademischen Aliceologen mögen mir das nachsehen oder lieber gleich eine andere von den unzähligen, zumeist sehr guten Version lesen.
Die Ideen flossen, wie der Fluß, der das Boot trug, durch L.C.'s Kopf und brachten uns das Wunderland. Jetzt floß das ganze noch einmal durch meinen und der färbte und filterte ihn, sodaß es zwar immer noch der gleiche Fluß ist, aber ganz bestimmt nicht mehr derselbe. Da ich kein Übersetzer bin, habe ich die Geschichte übergesetzt, teilweise neu interpretiert und arran-giert, Geschichten hinzugefügt und weggelassen, bis ich eine Version hatte, wie sie mir gefällt. Das war ein lange gehegter Traum von mir, der hier wahr geworden ist – quasi ein Egotrip.